Mein Ansatz

Ich arbeite mit dem transformation-in-natura® Ansatz des Uma Instituts. Dieser basiert auf einer gelebten Beziehung zu der Natur vor unserer Haustüre. Das Verorten im Jahreskreis und das Erleben der zyklischen Prozesse der Natur sind sowohl mein eigener Anker in der ständigen Transformation, die wir in unserem Leben durchlaufen, als auch der Anker meiner Arbeit als Naturcoachin und Ritualgestalterin.

Besonders wichtig ist mir, die Natur nicht nur als Heilung- und Erholungsort zu begreifen, sondern als einen eigenen lebendigen Organismus, der mit uns in Beziehung geht. Dabei entsteht Resonanz, ein Beziehungsmodus, in dem gegenseitige Schwingungen erzeugt werden. (So definiert von dem Jenaer Soziologieprofessor Hartmut Rosa)

Das Erleben von Resonanz - sei es beim Spiegeln von Naturgängen, in den Ritualen oder im Erleben des Jahreskreises - wirkt zutiefst heilsam und nährend. Es erlaubt uns, hinein in ein Dasein zu wachsen, das enkeltauglich, lebensdienlich und zutiefst verbunden ist.

Die Geschichten, die ich erzähle, entstehen aus dieser Resonanz heraus. In diesem Prozess verweben sich die Geschichten der Landschaft, der Menschen, die sie geformt haben, und der Lebewesen, die darin wohnen, mit unseren eigenen Geschichten zu einem dichten Teppich der Verbundenheit.

Was ist ein Naturgang?

Ein Naturgang ist ein bewusster Aufenthalt in der Natur, bei dem du dich so achtsam wie möglich bewegst. Suche einen Wald oder anderen Naturraum, in dem du dich wohlfühlst, und wo du auch die Wege verlassen kannst. Nimm außer einer Wasserflasche und Sitzunterlage nur passende Kleidung mit. Lass das Handy und Kamera zu Hause und nutze nur eine Armbanduhr.

Bau dir eine Schwelle* aus Naturmaterialien und tritt ein in die Natur. Versuch nicht, eine bestimmte Strecke zu absolvieren, sondern lass dich von Begegnungen leiten. Lass alle Emotionen zu, die dir begegnen. Setz dich an einen Baum oder geh in den inneren Austausch mit einer Schnecke oder Vogel.

Zeitlich kann der Naturgang zwischen ein bis drei Stunden dauern. Je länger du draußen bist, desto tiefer tauchst du ein.

Nimm dir zu Anfang bewusst eine Endzeit vor. Tritt am Ende über die selbe Schwelle wieder zurück und verwische sie. Somit öffnest und schließt du bewusst einen rituellen Raum.

Was ist ein Spiegel?

Im Anschluss an den Naturgang ist es wichtig, die Geschichte dieser Zeit zu erzählen. In meinen Spiegelkreisen spiegele ich deine Geschichten. D.h. ich erzähle sie nochmal in der dritten Person mit meinen eigenen Worten. Dabei werden häufig noch tiefere Bedeutungen sichtbar. Diese sind in der Geschichte selbst enthalten, es handelt sich beim Spiegel nicht um eine Interpretation.

Was ist ein Mythodrama?

Mythodramatische Rituale sind immer Naturrituale, die zudem noch über eine besondere Komponente - die mythodramatische - haben. Den Begriff “Mythodrama” hat Ursula Seghezzi geprägt. Dabei handelt es sich um Rituale, in denen alte Bilder, Märchen und Mythen in Szene gesetzt werden. Es tauchen also während des Rituals Figuren aus Märchen und Mythen auf, z.B. Frau Holle. Die Teilnehmenden sind eingeladen, sich auf dieses Bild einzulassen und zu schauen, wo es sie berührt, was sie fühlen, welche Assoziationen es hervorruft.

Denn - das ist Ursula Seghezzis These - das Betrachten und vor allem Fühlen dieser Bilder ist heilsam, weil es uns zutiefst mit uns selbst verbindet. Die Grundlage für diese Szenen ist nämlich unsere eigene kulturelle Tradition, d.h. die Sagen, Mythen und Bräuche, die uns von Kindesbeinen an vertraut sind und die uns von der Welt künden, wie sie in uralten Zeiten war. Leider sind diese Märchen im Laufe der Zeit durch den jeweiligen Zeitgeschmack und die patriarchalischen Herrschaftsverhältnisse entstellt worden, sodass ihre ursprüngliche Botschaft nur noch schwer erkennbar ist. Das gilt vor allem für die so genannten Hausmärchen, die von den Gebrüdern Grimm gesammelt wurden. Die Grimms veränderten diese Märchen im Laufe ihrer Bearbeitungen, in ihrer letzten Ausgabe der Hausmärchen, die heute bekannt ist - waren die Protagonisten wesentlich jünger, ging es nicht mehr um Sexualität und war keine Spur mehr von weiblicher Eigenständigkeit und Macht zu finden. In der mythodramatischen Ritualarbeit lesen wir darum die Märchen herrschaftskritisch gegen den Strich und konzentrieren uns auf den erhaltenen Kern und seine Botschaft.

Literatur zum Weiterlesen

Samira El Ouassil und Friedeman Karig, Erzählende Affen - wie Geschichten unser Leben bestimmen, Ullstein 2021.

Ursula Seghezzi, Im Land der Seele. Van Eck Verlag 2015.

Ursula Seghezzi, Macht Geschichte Sinn. Was uns mitteleuropäische Mythen über unsere Zukunft erzählen. Van Eck Verlag 2020.

Vera Zingsem, Der Himmel ist mein und die Erde ist mein. Göttinnen großer Kulturen im Wandel der Zeiten, Klöpfer und Meyer 1995.